Donnerstag, 23. September 2010

Absurd

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Irritiert sah Lukas auf das Display. Er kapierte nicht recht, warum Nadja ihm eine SMS auf das Handy von Joe schrieb. Oder war die etwa gar nicht für ihn und sie hatte sich vertan? "Ich muss mal eben runter.", meinte er zu Anna und ging bedächtig die Treppe herunter. Er versuchte sich an den ersten Tag zu erinnern und überlegte, wo er lang musste um zu der Gästetoilette zu kommen.

Er wollte erstmal selbst zu Nadja gehen. Falls die SMS für Joe gedacht gewesen war, konnte er ihn immer noch hinschicken. Er ging den Flur entlang, der direkt zur Gartentüre führte und klopfte an die Toilette. "Komm rein.", sagte Nadja von drinnen. Es klang sehr kläglich.


Joe und Gregory standen etwas perplex im Wohnzimmer. "So voll sieht es hier gar nicht aus.", lachte Gregory und ließ sich auf das Sofa fallen. "Hast du nicht gesagt, die ganze Bude wäre mit der Familie von deiner Freundin voll?" Joe schaute sich um. Nadjas Mama war gegangen, kurz bevor er nach draußen geeilt war. Aber wo waren jetzt Maria und Nadja? "Ich weiß auch nicht. Grad waren alle noch hier.", meinte er vorsichtig. Er fühlte sich wie in einer Slapstick Komödie. Und er hätte schwören können, dass er die hintere Türe hatte zufallen sehen, als sie hereinkamen. Aber er wollte sich jetzt auch vor seinem Vater nicht die Blöße geben dort nachzuschauen.

"Die werden alle irgendwo im Haus sein. Spätestens zum Essen sind sie alle wieder da.", meinte er dann und setzte sich. Aber er verstand es trotzdem noch nicht. "Da hast du dir aber wirklich einen schicken Bau geleistet.", meinte Gregory dann beeindruckt. "Aber jetzt wo sie nicht da ist können wir ja auch über sie reden. Du sagst sie ist 16 und kommt aus der Ukraine? Wie in aller Welt kommst du an eine 16jährige Ukrainerin als Freundin?"

"Über einen Freund.", meinte Joe erstmal ausweichend. Er hatte sich die ganze Zeit eine plausible Geschichte zurechtlegen wollen, war aber vor lauter Aufregung und Familienaktivitäten beim besten Willen nicht dazu gekommen. Gregory machte eine einladende Handbewegung. "Na komm. Jetzt lass es dir nicht aus der Nase ziehen." Joe stockte der Atem. Er hätte diese Geschichte auch lieber mit Nadja besprochen damit sie sich nicht im schlimmsten Fall verplapperte. "Ach sie ist über ein Austauschprogramm nach Amerika gekommen. Und eigentlich wollte sie Au Pair werden. Aber in der Gastfamilie hat man sie misshandelt. Ein Freund hat das mitbekommen und sie von dort weggeholt. Na ja und über ihn haben wir uns dann kennen gelernt."

Zweifelnd sah Gregory seinem Sohn in die Augen. Aber der beherrschte seine Mimik perfekt. Und ihn mit dem Vorwurf der Lüge zu beleidigen passte ihm jetzt auch nicht so recht. "Klingt ja nach einer absurden Geschichte.", meinte er dann nur freundlich. 'Wenn du wüsstest!', dachte Joe bei sich aber nickte nur. "Aber jetzt zeig mir doch mal das Haus. Vielleicht finden wir ja dabei auch irgendwen von der Familie, die ja angeblich hier haust." Er lachte und stand auf.


Lukas öffnete die Türe zur Gästetoilette. "Hallo Nadja.", sagte er halblaut. Sie starrte ihn an. "Was willst du hier?", fauchte sie den Tränen nahe. "Du hast mir doch die SMS geschrieben?", meinte Lukas etwas verunsichert. Sie war also für Joe gewesen. "Ach scheiße!", maulte Nadja jetzt als ihr klar wurde, dass sie an Joes alte Handynummer gesendet hatte, welche immer noch in ihrem Telefon gespeichert war. "Ich wollte mit Joe reden.", meinte sie kleinlaut. "Keine Sorge. Ich hol ihn dir.", meinte Lukas gütig. "Danke. Er sitzt im Wohnzimmer mit seinem Papa und der Sekretärin. Ich kann da jetzt nicht reingehen." Nadja klang immer noch etwas geknickt aber Lukas nickte. "Einmal Joe - Kommt sofort!", lachte er und huschte aus der Toilette.

Er öffnete die Tür zum Wohnzimmer. Es war leer.

1 Kommentar:

  1. Jetzt wirds wirklich ein slapstick *kicher* Hoffentlich muss jetzt der Papa nicht auch noch auf Toilette :-)

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