Mittwoch, 25. August 2010

Spiegel

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Schließlich legte Nadja sich ins Bett. Es fühlte sich ungewohnt an. Zwar hatte sie schon öfter mal ein Schläfchen in diesem Bett gehalten. Aber eine ganze Nacht hatte sie darin noch nicht geschlafen. Sie fühlte sich leer. Joe hasste sie offensichtlich für das, was sie getan hatte. Wollte er denn nicht verstehen, dass es gar nicht ihre Schuld war?

Zumindest nicht komplett. Geoffrey hätte ja nicht immer den Sitz verstellen müssen. Und der Vorbesitzer hätte eine bessere Einfahrt bauen können. Und wer konnte denn ahnen, dass der Torpfosten so leicht nachgibt und ausreist.

Nadja bekam kein Auge zu und ließ ihre Gedanken immer wieder darum kreisen. Trotzig presste sie die Lippen aufeinander. Ihre Blase meldete sich noch einmal zu Wort und sie stand auf. Als sie vor der verspiegelten Schranktüre stand, welche den Zugang zum Bad versteckte erschrak sie.

Ein trotziges Gör starrte aus dem Spiegel zurück und es sah wirklich hässlich aus. Schnell huschte sie durch die Türe und als sie fertig war stellte sie sich wieder vor den Spiegel und öffnete die Augen. Und obwohl sie auf den Anblick vorbereitet war erschauerte sie doch wieder. Das Gesicht war vom Heulen nachhaltig gerötet und der Gesichtsausdruck eher eine Fratze und erinnerte sie an ein trotziges kleines Kind.

Sie schaute weg. Sah sie wirklich so aus? Aber sie war doch kein trotziges Kind. Sie hatte nur einen kleinen Fehler gemacht. Konnte sie denn etwas dafür, dass der Fehler so verheerende Folgen gehabt hatte? Sie wagte noch einen Blick in den Spiegel und versuchte sanft zu gucken. Aber es gelang nicht und wieder starrte sie aus dem Fenster. "Aber ich hab doch nix gemacht!", maulte sie ihr Spiegelbild mit geschlossenen Augen an.

Doch das Bild blieb das Gleiche. "Es tut mir doch leid.", schrie sie halblaut. Es klang jämmerlich aber das Bild hatte sich verändert. Die Züge waren weicher geworden und endlich konnte sie sich selbst wieder ansehen. Das Spiegelbild war nicht mehr trotzig. "Sag’s nicht mir, sag es Joe.", schien das Spiegelbild zu sagen und Nadja nickte.

1 Kommentar:

  1. Aaah.. der erste Schritt zur Einsicht. Jetzt nur noch den verletzten Stolz überwinden, ein paar Tränchen kommen von alleine und Joe wird schmelzen.. ODER?

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