Donnerstag, 5. August 2010

98 Richtige

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis es endlich so weit war und Nadja, wie von Joe versprochen aufgerufen wurde. Drei andere Prüflinge mit ihren Eltern waren vorab hereingerufen worden. Und jedes Mal war Nadja enttäuschter gewesen. "Die haben mich vergessen.", schmollte sie ein ums andere Mal.

Nun saß sie neben Joe vor dem Schreibtisch der Direktorin, die ihren Testbogen und eine ausgedruckte Auswertung in den Händen hielt.

"Ich will es kurz und schmerzlos machen.", begann die Direktorin nach der üblichen höflichen Begrüßung. Nadja verspannte sich. Sie war bis in die Haarspitzen gespannt, was nun wohl folgen würde. "Du hast 98 Fragen richtig beantwortet.", platzte ihr die Ansage der Direktorin an den Kopf.

Wie ein Stich durchfuhr es Nadja. 98 waren zwei richtige Antworten zu wenig. Enttäuscht ließ sie den Kopf hängen. Sacht drückte Joe ihre Hand. Sie hatte sich doch so angestrengt und jetzt sollte es an zwei Antworten scheitern. Je mehr sie gelernt hatte, desto mehr hatte sie sich auf die Schule gefreut und darauf auf eine Eliteschule gehen zu dürfen. Wo sie einen guten Abschluss machen würde und irgendwann nicht mehr ihr Taschengeld nehmen müsste um ihre Mama zu unterstützen. Sondern ihr eigenes selbst verdientes Geld aus einem guten Job.

"Aber...", redete die Direktorin weiter. Nadja hob den Kopf wieder und sah sie flehend an. Ein Lächeln umspielte die Mundwinkel der alten Dame. "Wir haben ja vor dem Sommer schon gesprochen, als du hier warst um dich anzumelden. Englisch ist nicht deine Muttersprache und damals hat man das sehr deutlich gemerkt. Inzwischen sprichst du sehr flüssig allerdings habe ich das Gefühl, dass du noch ein paar Vokabeln lernen solltest."

Nadja zog die Stirn kraus. Was wollte sie nun damit sagen? Joe schaltete sich ein. "Sie hat sehr viel gelernt. Aber es geht nun mal nicht von heute auf Morgen. Und da sie neu im Land ist und hier keine Freundinnen hatte, mit denen sie viel zu reden hatte hapert es vielleicht tatsächlich noch etwas an der Sprache. Das würde sich ja aber ändern, sobald sie die Schule besucht."

Nadja fühlte sich etwas präsentiert, dass so offen über sie gesprochen wurde. Und auch wenn sie selbst schon öfter in den letzten Wochen gedacht hatte, wie schön es wäre mit Freundinnen zu reden, so war es ihr doch nun peinlich so hingestellt zu werden. Wieder nickte die Direktorin. "Wir haben das Testergebnis genauer analysiert. Mein Konrektor hat das gemacht und er ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die meisten falsch beantworteten Fragen dadurch zu Stande kamen, dass Worte nicht korrekt verstanden wurden. Also auf sprachliche Probleme zurückzuführen sind. Nicht auf tatsächliche Minderleistung."

"Bekomme ich eine Chance das zu verbessern?", fragte Nadja schüchtern. Wieder lag das Flehen in ihren Augen und die Direktorin lächelte. "Nein. Der Test wird nicht wiederholt.", ließ sie erstmal platzen. Dann machte sie eine kunstvolle Pause und die Mundwinkeln wanderten nach oben und das Gesicht formte ein schelmisches Grinsen. "Aber Konrektor Jordan und ich haben entschieden, dich auf unsere Schule aufzunehmen. Wir gehen davon aus, dass sich deine Sprache schnell verbessern wird, sobald du täglich mit Gleichaltrigen in Kontakt bist und nicht mehr alleine zu Hause über Büchern oder vor dem Fernseher hängst."

"Wirklich?", hauchte Nadja. "Ja - Wirklich!", bestätigte die Dame. "Willkommen auf unserer Schule. Bis nächsten Montag pünktlich um 9!", lachte sie und reichte Nadja die Hand.

2 Kommentare:

  1. *tanz* *freu*
    Super gemacht Nadja
    und natürlich auch danke an die Direktorin
    :-D
    Nachdem sie am Amgrund stand wird es jetzt immer besser

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  2. Jawoll! Schön, dass noch ein wenig hinter die reinen Ergebnisse geschaut wird. Glück gehabt. Und nun Ärmel aufgerollt und an die Arbeit.

    Willkommen im Leben, kleine Nadja. Packs an.

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