Mittwoch, 16. Juni 2010

Sunnys Geschichte 2 (Gastbeitrag)

Dies ist der zweite Teil von Sunnys Geschichte. Gestern habe ich wohl noch nicht genügend erklärt, worum es hierbei geht.


Eine Charaktergeschichte für Pen&Paper Rollenspiele gibt man für gewöhnlich nur dem Meister der jeweiligen Spielrunde. Der hat dadurch die Möglichkeit das Handeln des Charakters einzuschätzen oder ist auch in der Lage das jeweilige gespielte Abenteuer ein wenig auf die Fähigkeiten der mitspielenden Charaktere anzupassen. Manche geben sich damit nicht besonders viel Mühe. Aber in diesem Fall handelt es sich um eine sehr ausführliche Geschichte und es steckt sehr viel Arbeit darin. Deshalb ist dem Autor auch daran gelegen, sie auf diese Weise zu veröffentlichen.


Da dies nur eine Vorgeschichte ist, könnt ihr übrigens auch nur begrenzt mit einer abgeschlossenen Handlung rechnen. Die Charaktergeschichte endet am Startpunkt des ersten Abenteuers eines Charakters.


Ich hoffe, dass nun geklärt ist, welchen Sinn und Zweck eine solche Geschichte hat. Viel Spaß mit dem Zweiten und auch den noch folgenden Teilen.


Liebe Grüße
Euer Geschichtenblogger

Dies ist ein Gastbeitrag von der Gehirnbanane. Eine Übersicht über die bisherigen Teile findet ihr hier: Übersicht Gastbeiträge


Sunnys Geschichte 2 - Ausbildung

Danái blickte über die weiten Berge und Täler des Himalayas hinweg und dachte nach. Es waren gut 15 Jahre vergangen seitdem sie damals hierhergekommen war. Auch dachte sie zurück an die Zeit davor. Die Zeit vor all dem was ihr jetziges Leben ausmachte. Sie erinnerte sich kaum noch. Ihr heißer Atem kristallisierte beim Ausatmen sofort und es entstanden kleine Wölkchen bei jedem Atemzug. Hier oben war es wohl ganz anders als damals in Griechenland. In Griechenland, auf der kleinen Insel Ios, war es fast immer warm gewesen. Wirkliche Winter kannte man dort nicht. Hier im höchsten Gebirge der Welt herrschten eisige Temperaturen und kein Winter in ihrem Heimatdorf, mochte er noch so hart gewesen sein, hätte sich auch nur ansatzweise mit der Kälte der hiesigen „Sommer“ messen können.

Sie ließ ihren geschulten Blick aus dem Schatten des asiatisch anmutenden Holzhauses herab über die Landschaft schweifen und zoomte auf einen dem Anschein nach um die eintausend Jahre alten Mann heran, der dabei war seinen Eselskarren die schmalen Pfade des Gebirges hoch zu treiben. Sie erfasste jedes Detail und konnte trotz der großen Distanz beinahe die Ringe unter den faltigen Augen des Greisen zählen. Leise durchatmend löste sie ihr Augenmerk wieder von diesem urigen Gespann und verschaffte sich erneut einen allumfassenderen Überblick. Sie hatte sich mit der Zeit an ihre neuen Augen gewöhnt, nachdem sie einige Jahre in Blindheit verbringen musste. Sie war damals nur knapp mit dem Leben davon gekommen und für diesen Umstand dankte sie ihrem Meister.

Der Humanis Policlub hatte sie damals auf der Überfahrt zum Festland schwerer Folter unterzogen und sich übel an ihrem Körper Vergangen. Sie hatten ihr das Augenlicht geraubt, es aus ihrem Kopf heraus gebrannt und sie im Anschluss an einen Mast gebunden. Der erbarmungslosen Sonne des Mittelmeerraumes schutzlos ausgeliefert. Danáis Körper war damals in weiten Teilen entstellt worden. Ihr Meister hatte sie auf einem Berg gefunden, gefesselt an einen Pfahl aus Holz. Sie hasste die Sonne, sie hatte sie zu hassen gelernt.

Die noch sehr junge Elfe betrachtete ihre Hände und Unterarme. Die Dermalverkleidung hatte ihrer Haut die offensichtlichen Makel genommen, doch ihre Lichtempfindlichkeit wurde auch dadurch nie behoben. Auch besaß Danái noch den dünnen dunklen Flaum der ihren ganzen Körper bedeckte, ein für ihre Metavariante typisches Merkmal. Sie ballte die Hand zur Faust und schloss für einen Moment die Augen. Nun dachte sie an ihre Eltern, oder eher an das was sie von ihnen in Erinnerung behalten hatte. Was aus ihnen wohl geworden war?

In der Zeit in der sie nun schon bei Großmeister Yuan gewesen war hatte sie viel gelernt. Er führte sie in die Künste und den Lebensweg des KungFu ein und half ihr, ihr so früh schon derart zerstörtes Leben erstmals in geordnete Bahnen zu lenken. Sie hatte inzwischen selbst den Meistergrad der Kampfkunst erreicht, verfügte aber noch oft über Probleme ihre „Innere Mitte“, wie es Großmeister Yuan nannte, zu finden. Ihr Körper wurde nach den schweren Schäden, die sie durch die Extremisten erlitten hatte, technologisch aufgewertet. Woher ihr Ziehvater und Meister die nötigen Geldmittel gehabt hatte, um ihr dies zu ermöglichen, wusste Danái nicht.

Sie hatte viele Wochen in den Kliniken von Yamatetsu verbracht und hatte schon den einen oder anderen Tag in einem Bottich mit Nährlösung hinter sich gebracht um die Strapazen der Operationen zu überstehen.


Ihr Meister hatte ihr die Möglichkeit gegeben sich eines Tages an ihren Peinigern zu rächen und dafür zu sorgen, dass ein Schicksal wie das ihre möglichst vielen anderen erspart bliebe. Die junge Kriegerin stand noch immer in ihrem orangefarbenen Trainingsanzug auf dem Balkon und wandte sich schließlich langsam ab. Sie begab sich zurück in den Meditationsraum um weiter an ihrer Mitte zu arbeiten.

4 Kommentare:

  1. Uih.. und künstliche Augen hat sie demnach dann auch? Es lebe die Technologie!

    Aber nun wirkt sie eher wie eine Kampfmaschine? Bin gespannt, ob sie ihre Peiniger aufspüren kann. Ich finde ja, ihr Vater hat auch ne Abreibung verdient *nick*

    Sind die spitzen Ohren nun eine einfach Mutation oder hört man mit ihnen auch besser?

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  2. nein, von natur aus hören die damit nicht besser :) die sehen nur schick aus *g* elfen sehen allerdings im dunkeln besser... (gesetz dem fall sie haben ihre augen noch ^^)

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  3. Der Übergang zur letzten "Folge" ist durch die spät folgende Auflösung besonders gut gelungen. Ein fast schon "professionelles" Stilmittel. Respekt!

    Die Handlung ist in diesem Abschnitt allerdings eher mager, was aber sicherlich auch daran liegt, dass die Geschichte ursprünglich nicht in "Folgen" geplant war. Die Art und Weise wie du die Cyberaugen (optisch oder elektronisch?) einführst, ist zwar anfangs etwas holprig, wird aber dann schön aufgelöst. Etwas ähnliches hätte ich mir auch bei der Dermalverkleidung gewünscht. Die steht jetzt ein bisschen bloß im Raum.

    Das Ende der Folge ist nicht Übel, ich hätte aber wohl den letzten Beisatz weggelassen, der nimmt wieder etwas Spannung raus.

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  4. :-D du schaffst das schon
    Bin gespannt wie es weiter geht

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