Dienstag, 15. Juni 2010

Scheidung auf Ukrainisch

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Es hatte nur neun Tage gedauert bis Nadjas Vater die Adresse der neuen Wohnung herausbekommen hatte. Wütend hämmerte er gegen die Türe. "Lass mich rein du Schlampe! Du wirst dich nicht scheiden lassen. Mach jetzt die Tür auf dann fahren wir alle nach Hause!", schrie er hindurch.

Nadjas Mama saß zitternd auf dem Sofa. Sie hatte nicht vor die Türe zu öffnen. Im Gegenteil: Sie hatte sie doppelt verriegelt, die Sperrkette vorgeschoben und einen Stuhl von innen gegen die Türklinke gelegt. Maria saß auf ihrem Schoss und umklammerte ihre Mama.

"Warum geht er nicht weg?", fragte sie flüsternd. "Er geht schon weg.", erwiderte Mama ebenso leise. Es dauerte aber noch minutenlang, bis es tatsächlich so weit war. Mama hätte schwören können, dass er versucht hatte die Türe einzutreten aber gescheitert war.

Sie hatte auch die Polizei gerufen, aber die waren unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Bis die Scheidung vom Richter bestätigt war, waren sie offiziell noch verheiratet. Und so war sie hier diejenige, die sich auf juristisch dünnes Eis begab, weil sie die Kinder mitgenommen hatte. Aber nun war er wieder weg. Maria beruhigte sich augenblicklich und ging in ihr Zimmer um zu spielen.

Als Lukas abends von der Arbeit heim kam, war er sehr irritiert, dass er die Türe nicht öffnen konnte. "Mama? Die Türe klemmt!", rief er von draußen. Immer noch etwas unbehaglich schob sie den Stuhl zur Seite und entriegelte die Sperrkette. "Hattest du euch eingesperrt?", feixte Lukas als er hereinkam.

Die Konstruktion wurde sofort wieder aufgebaut. "Papa war hier.", flüsterte Mama ängstlich. Wie sehr hatte sie sich gewünscht es würden Bodyguards auftauchen, wie damals bei Nadja und ihn in die Schranken weisen. Aber natürlich war niemand gekommen. Und selbst die Polizei hatte ihn schlichtweg gewähren lassen. Lukas nahm seine Mutter in den Arm. "Woher weiß er die Adresse?", fragte er dann irritiert. "Irgendwer bei den Behörden hat sie ihm bestimmt verraten." Mama zuckte mit den Schultern. Sie hatte resigniert. Hoffentlich würde das Urteil schnell gesprochen werden. Aber sie hatte nicht das Geld um den Leuten, die dafür sorgen konnten etwas zuzustecken.

Abends setzte sie sich hin und schrieb einen Brief an Nadja. Auch natürlich gleich mit der neuen Adresse. Sie versuchte es zwischen den Zeilen zu verstecken, dass sie Geld brauchte. Sie schrieb, wie hoch die Kosten wären und auch, dass sie Geld bräuchte um im Gericht die Scheidung zu beschleunigen. Aber sie vermied es direkt zu bitten. Das brachte sie nicht über sich. Dennoch hatte sie nicht vergessen, dass Nadja, als sie da gewesen war, über erstaunliche Summen verfügen konnte. Vielleicht hatte sie die Möglichkeit etwas zu schicken.

Seufzend klebte sie den Brief zu und steckte ihn Maria in die Schultasche. Die würde ihn morgen einwerfen. Dann zählte sie das letzte Geld was noch bis zum Monatsende blieb und versuchte sich an einem Haushaltsplan. Aber viel mehr als Nudeln mit Soße würde in den nächsten Tagen nicht auf den Tisch kommen können.

2 Kommentare:

  1. Oh oh!

    Wenn der Vater genug Geld hat, um die Behörden zu bestechen, kann er vielleicht ja auch die Scheidung unterbinden?

    Hoffentlich greift Thorsten da ein bisschen ein. Merkt der doch gar nicht?

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  2. Nudeln mit Soße! Die leben ja wie Gott in Frankreich! Was hätten wir damals gegeben für Nudeln mit S... ach, lassen wir das.

    Nej nej, die eigene 15 jährige Tochter um Geld anpumpen... wie man in Deutschland auch ohne Ausbildung Geld verdienen kann könnte sie Nadja ja fragen... ...

    [0,2 Karmapunkte]

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