Dienstag, 27. April 2010

Smalltalk

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja lächelte Joe froh an. Und er lächelte ebenso zurück. Das Eis war gebrochen und tatsächlich quatschten sie eine Weile recht ungezwungen. Joe erzählte in einfachen Worten von seinem neuen Posten als Geschäftsführer. Nadja verstand zwar nur die Hälfte, aber bekam natürlich mit, dass er mächtig Stolz auf diese Entwicklung war. Und tatsächlich imponierte es ihr irgendwie auch.

Vor allem wirkte Joe dabei nicht protzig oder aufschneiderisch. Ivan hatte immer damit geprahlt, dass er eines Tages den Supermarkt seines Vaters übernehmen würde. Er gackerte über dieses ungelegte Ei jede Sekunde in der man kein anderes Thema anschnitt. Joe war viel dezenter. Er brüstete sich nicht damit und das machte ihn für Nadja noch sympathischer.

Und so langsam fand Nadja sich auch im Englischen zurecht und sie wurde auch beim Sprechen sicherer. Dann schließlich als ein paar Sekunden nichts mehr gesagt wurde sah Joe zu ihr herüber: "Ich rede die ganze Zeit von mir. Was ist mit dir? Wo kommst du her? Und wie bist du auf die Insel gekommen?", fragte er lächelnd. Nadjas Miene gefror. "Ich komme aus Kiew.", fing sie leise an.

Grant hatte mit einem halben Ohr zugehört und mitbekommen welches Thema Joe gerade anschnitt. Hatte den denn keiner gewarnt? Er sprang auf und ging unverhohlen auf die beiden zu. "Joe, kommst du mal kurz mit? Nadja bitte entschuldige uns." Nadja nickte unsicher. Die beiden entfernten sich ein paar Meter.

"Frag die Mädchen nicht nach ihrer Vergangenheit.", befahl Grant als sie außer Hörweite waren. Joe starrte ihn verständnislos an. "Warum nicht? Ich kann mich doch auch für sie interessieren. Sie muss doch hier kein Interesse an meiner Geschichte heucheln wenn ich nicht mal bereit bin ihrer zuzuhören." Grant schüttelte nur den Kopf: "Darum geht es nicht. Die Mädchen hier haben fast alle ziemlich hässliche Zeiten durch gemacht. Und bei deiner kleinen Nadja ist es sogar noch ziemlich frisch."

Joe war irritiert. "Sie ist nicht 'meine kleine Nadja'.", gab er erst mal patzig zurück. "Und was meinst du mit hässliche Zeiten?" Grant seufzte. "Ich meine damit, dass diese Mädchen größtenteils aus Verhältnissen kommen in denen sich eine Frau zum Beispiel nicht aussuchen kann wen sie heiratet. Sie sind zum Beispiel auf der Flucht vor ihren Familien, Zwangshochzeiten oder ehemaligen Zuhältern!", konkretisierte Grant nun.

Joe fiel der Unterkiefer herunter. "Auf der Flucht?" "Na ja nicht so wie du dir das vorstellst. Die sind schon freiwillig hier. Aber für manche ist der Weg hierher eben nicht so schön gewesen. Frag sie halt einfach nicht nach ihrer Vergangenheit! Wenn sie dir das erzählen wollen, werden sie das von sich aus tun.", sagte er eindringlich.

Joe nickte etwas perplex. "Ok. Das hätte mir aber auch mal früher jemand sagen können.", motzte er noch. Dann setzte er sich wieder auf die Liege neben Nadja und setzte wieder ein Lächeln auf. "Tut mir leid, dass ich gefragt habe."

3 Kommentare:

  1. Das hätte ihm wirklich mal jemand sagen können. Grant sei Dank, weiß er es nun.

    Hoffentlich nimmt Nadja ihm das nicht übel. Wäre zu schade.

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  2. Na das ist ja gerade noch einmal gut gegangen. Wer weiss wie das ausgegeangen wäre, wenn Grant nicht dazwischen gegangen wäre.

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  3. voll ins Fettnäpfchen. Aber immerhin gerade noch rechtzeitig. C.H.

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