Freitag, 9. April 2010

Nach Arramoa

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Thorsten Stahl betrat die Lounge im Privatbereich des Flughafens Chicago und wurde sofort von den Männern in Hawaiihemden begrüßt. "Da ist ja unser Gönner.", wurde gelacht und er schüttelte viele Hände. Joe saß verwirrt in seiner Ecke und starrte fassungslos auf die Szene.

Auch Thorsten trug ein lockeres buntes Hemd und eine Shorts und fügte sich nahtlos in das Bild ein. Was war das für ein Trip und was war das für eine Insel? Thorsten schaute sich um und versuchte Joe zu finden. Dann entdeckte er ihn, wie er im Anzug in der Sitzecke hockte. "Da bist du ja. Ich hatte schon geglaubt du würdest dich wieder vor deinen Computer verkriechen." Joe stand auf und schluckte. "Nee. Ich komm schon mit.", eiferte er.



Die anderen Männer beäugten ihn ziemlich kritisch als wäre er derjenige der unpassend gekleidet sei. "Ich hab dir was mitgebracht. Du hast noch Zeit dich umzuziehen." Mit den Worten gab Thorsten ihm eine Plastiktüte mit weichem Inhalt.

Wenig später trug auch Joe die übliche Reisekluft und alle saßen in der kleinen Privatmaschine, welche bis auf den letzten Platz belegt war. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. Was ihn wunderte war die Tatsache, dass niemand Bier oder Schnaps trank. Alle blieben vollkommen nüchtern.

Einige Gesichter der Mitreisenden waren ihm gar nicht unbekannt. Alle gehörten zu den Top-Verdienern in der Branche und hatten in irgendeiner Weise mit Thorsten Stahl und seinem Konzern zu tun. Er selbst war hier noch das kleinste Licht. Er kannte diese Jet-Set-Trips bisher noch nicht so gut. Aber was er wusste war, dass normalerweise der Alkohol in Strömen floss. Thorsten selbst trank selten. Aber bei so einer Gelegenheit würde er doch auch zugreifen? Schließlich setzte Thorsten sich neben ihn und grinste. "Du bist so still. Fühlst dich nicht wohl?"

"Ich kapier nicht, was das für eine Reise ist. 20 Leute, alle Millionenschwer. Wir fliegen auf eine Privatinsel. Niemand trinkt aber die Stimmung ist als wären alle längst besoffen." Thorsten nickte. "Gut beobachtet. Auf diesem Flug und auch auf der Insel herrscht Alkoholverbot. Geraucht wird auch nicht. Und ich will auch niemand beim Koksen sehen." Joes Gesicht zog sich zusammen und er blickte kritisch. Was hatte das zu bedeuten. Nicht, dass er vorgehabt hätte eines der drei Dinge zu unternehmen. Er war absoluter Nichtraucher und die Begeisterung für Koks hatte er nie nachvollziehen können. Aber das auf einer solchen Vergnügungsreise diese Verbote ausgesprochen wurden wunderte ihn umso mehr. "Und was machen wir dort nun?", fragte er wieder. Thorsten grinste und stand wieder auf. "Spaß haben.", kicherte er vergnügt und setzte sich wieder an einen anderen Tisch.

Joe blieb verwundert zurück. Nicht mal die Flugrichtung hatte Thorsten ihm verraten. Die Anderen wussten alle Bescheid. Aber niemand verriet ihm irgendetwas. Er kam sich etwas ausgegrenzt vor, so als Debütant auf dieser Reise, die ja offensichtlich öfter stattzufinden schien. Er sah auf seine Armbanduhr und dann auf den Sonnenstand und versuchte die Richtung zu peilen in die sie flogen. Südwesten. Schon die ganze Zeit.

Etwas nervös lehnte er sich zurück und versuchte zu ergründen was wohl auf ihn warten würde. Aber er kam nicht drauf.

1 Kommentar:

  1. Schön zu wissen, dass es noch millionenschwere Menschen gibt, die sich ebenso ausgegrenzt fühlen wie ein Erstklässler vor einer eingeschworenen Gruppe. Ich finde das niedlich.

    Und amüsant, dass ein Mann bei dem Begriff "Spaß haben" nicht auf Sex kommt ;-)

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