Mittwoch, 7. April 2010

Chicago

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Thorsten schaute rüber zu Joe und lächelte. "Das war ne Mammutsitzung. Aber ich bin echt zufrieden." Joe nickte. Dieses Projekt sicherte ihm sein eigenes Unternehmen zu. Fast sechs Stunden am Stück war verhandelt worden. Und nun war er Chef eines stabilen Unternehmens. Er hing etwas seinen Gedanken nach als ihn Thorstens Stimme erneut erreichte. "Was machst du am Wochenende jetzt? Ich finde wir haben uns ne Auszeit verdient."

Joe zog die Augenbrauen unwillkürlich hoch. Wenn Thorsten von einer Auszeit sprach wollte er meistens nach Las Vegas fahren und unanständig hohe Geldbeträge verspielen. "Willst du wieder nach Vegas?", fragte Joe missmutig. Er war einmal auf so einem Trip dabei gewesen. Aber das Glücksspiel reizte ihn nicht im mindesten. "Nein.", winkte Thorsten ab. "Nicht einen Abend in Vegas. Ein ganzes Wochenende. Vielleicht sogar bis Montag oder Dienstag. Und viel besser als Vegas."



Überlegend schaute Joe ihn weiter an. "Viel besser als Vegas? Ok, du hast meine Aufmerksamkeit." "Arramoa.", grinste Thorsten nur. Er lehnte sich zurück und schob die Füße auf den Schreibtisch. Es war zeit für Joe, dass er dieses exklusive Fleckchen Land kennerlernte. Der war schon viel zu lange Single. Aber wer mit 25 als MBA aus Harvard kommt und mit 29 nach fast schon zu zügigen Verhandlungen seine erste Firma in die Hände bekommt hatte eben vielleicht auch nicht die Zeit für das schöne Geschlecht. Umso wichtiger ihn nach Arramoa zu bringen.

"Was ist Arramoa?", wollte Joe wissen. "Das ist meine Privatinsel. Es wird dir dort gefallen." "Du hast ne Insel?" Joe war vollkommen entgeistert? "Und was machen wir da 'nen ganzes Wochenende lang?" Ein breites Grinsen zog sich über Thorstens Gesicht. "Du könntest Wochen dort verbringen und dir würde nicht langweilig werden."

Immer noch abwartend sah Joe hinüber zu Thorsten. Der hatte aber scheinbar nicht vor jetzt mehr zu erzählen. "Also ich hab noch einen Platz in der Maschine frei. In zwei Stunden geht's los. Alles was du brauchst ist ne Badehose." Joe war völlig entgeistert. Aber auch verdammt neugierig. Er kannte Thorsten nun seit dem letzten Jahr in Harvard. Er hatte sich damals dort nach neuen Führungskräften umgesehen und ihn direkt angeworben. Außerdem verband die beiden eine tiefe Freundschaft. Joe wusste, dass Thorsten ein Mensch war, der sich zu amüsieren wusste. Und er wusste, dass Joe die Leidenschaft für das Glücksspiel nicht teilte. Also würde es in diesem merkwürdigen Arramoa um etwas anderes gehen. Und Badehose war ja auch ein deutlicher Hinweis.

"Und wenn’s mir da nicht gefällt?", fragte Joe dann etwas kläglich. Er sehnte sich danach seine Firmenübernahme weiter vorzubereiten. Eigentlich gab es zwar nichts zu tun. Aber er könnte ja schon mal wieder zurück nach Seattle fliegen und sein Büro einrichten. Und wenn er mit einer Privatmaschine irgendwohin flog, dann bedeutete das, es würde von Thorstens Laune abhängig sein, wann es zurückging. "Dann bist du schwul!", konstatiert Thorsten und stand auf. "Also in zwei Stunden am Terminal für Privatmaschinen. Wir sehen uns in der Lounge."

Joe war überrumpelt. Er nickte schließlich und verließ das Büro und fuhr zurück zum Hotel. Sorgfältig packte er alles in seinen Koffer und checkte aus. Thorsten hatte zwar gesagt es genüge eine Badehose aber er wollte auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Dann ließ er sich zum Flughafen bringen. In der noblen Lounge fiel ihm eine Gruppe von Männern auf, die alle Hawaiihemden und Shorts trugen. Sie wirkten mehr wie ein Kegelclub als wie Leute, die typischerweise Privatmaschinen benutzen.

Joe nahm in seinem Anzug etwas abseits platz und bestellte sich einen Kaffee. Er hatte noch etwas Zeit.

3 Kommentare:

  1. Ups.. Da isser ja der Thorsten. Und der will ihn verkuppeln? Mit einem Mädchen aus seiner Sammlung? Alle Achtung. Das nenn ich spendabel.

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  2. Es ist sehr gut geschrieben und ich finde es lustig, wie gelassen Thorsten auf die Fragen antwortet und damit Joe nochmehr verwirrt.

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  3. Dann bist du schwul! Über diesen Satz habe ich herzlich lachen können. ��

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