Freitag, 12. Februar 2010

Der Plan im Kopf

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja sah ihre Chance. Alles was zu tun war, wäre möglichst schnell ein Kind zu bekommen und es liebevoll großzuziehen bis es Zeit war in die Schule zu gehen. Und schon in ein paar Jahren könnte sie mit dem Kind weg von hier und zurück zu ihrer Familie. Sie hatte sich ohnehin immer ein Kind gewünscht.

Gut, sie hätte einen Bastard großgezogen. Schließlich war sie nicht verheiratet. Aber umso größer wäre die Chance, dass ihr Vater endlich aufhören würde zu versuchen sie zu verheiraten. Es würde sie doch eh keiner nehmen und von Männern hatte sie ohnehin die Schnauze gestrichen voll. Aber ihre Mama würde zu ihr halten, da war sie sicher. Nadja versank immer tiefer in den Gedanken, da weckte sie Ga'ilanas Stimme: "Träumst du?", kicherte sie.

"Ach ich hab nur grad an was gedacht." Ga'ilana sah sie merkwürdig mitleidig an: "Aber du brauchst doch kein Kind zu kriegen um von der Insel wegzukommen?" Alle Pläne, die Nadja in ihrem Kopf geformt hatte waren mit einem Schlag weg. "Nicht?", kiekste sie irritiert. "Die Insel ist doch kein Gefängnis. Wenn du nicht hier sein möchtest, dann gehst du eben."

Nadjas Miene erstarrte. Sie musste sich verhört haben. Kein Mann bezahlt 25.000 Euro für eine Frau und lässt sie dann einfach so ziehen. "Das kann doch nicht die Wahrheit sein!" Sie klang etwas patziger als sie beabsichtigt hatte. "Aber natürlich ist das die Wahrheit. Diese Insel ist ein kleines Paradies. Eine Menge Personal versorgt uns und bringt uns alles, was wir brauchen. Gelegentlich kommt Thorsten vorbei. Manchmal hat er ein paar Gäste dabei und diejenigen von uns die möchten können mit den Gästen Spaß haben. Und die die nicht wollen bleiben wo sie sind und werden in Ruhe gelassen. Glaubst du hier wäre es so friedlich, wenn wir alle gezwungen wären hierzubleiben? Nein! Wenn du unzufrieden bist, dann sagst du Bescheid und bekommst ein Ticket wo immer du hin willst."

Wieder erklärte ihr jemand die Welt von der sie gedacht hatte, sie hätte sie verstanden. Tom erzählte unglaubliche Dinge von einem Mann der Frauen kauft aber nicht um sie zum Sex zu zwingen. Und jetzt saß diese junge Frau vor ihr und strahlte sie mit ihren hübschen Augen aus dem dunklen Gesicht an und sagte, dass er die Frauen nicht mal zwingt zu bleiben. Nadjas Unterlippe bebte und nur mühsam konnte sie sich beherrschen: "I.. Ich.. Ich würde so gern meine Familie wiedersehen.", stammelte sie unbeholfen.

Ga'ilana lächelte sie fürsorglich an und machte eine beruhigende Geste: "Dann fahr doch hin. Du musst ja nicht mal bei ihnen bleiben. Du kannst auch einfach Urlaub machen dort. Ich fahre jedes Jahr zweimal zu meiner Familie nach Kongo. Immer etwa 14 Tage. Dann komme ich wieder hierher." "Ist das wahr?", Nadjas Stimme bebte immer noch von dem dicken Kloß, den sie im Hals spürte. "Aber natürlich ist das wahr. Warum sollte ich dich anlügen? Hat dir irgendwann irgendwer je gesagt, du müsstest hierbleiben bis ans Ende deiner Tage oder hast du das nur geglaubt?"

Nadja war etwas vor den Kopf gestoßen: "Wie meinst du das?", fragte sie verständnislos. "Naja überleg mal genau. Haben Tom, Steffen oder der Doc irgendwann gesagt: "Nadja, du musst hierbleiben bis ans Ende deiner Tage, du darfst hier nicht mehr weg?" Nadja überlegte angestrengt. Tom hatte nur gesagt, dass sie hier hinfliegen. Steffen hatte nur gesagt sie müsse in der Quarantänestation bleiben, bis sie gesund wäre. Der Doc hatte dazu gar nichts gesagt. "Nein..", gab sie immer noch verstört zu. "Siehst du?" Ga'ilana zuckte mit den Schultern. "Ist nämlich auch nicht so."

Von Ferne war ein Kindergeschrei zu hören. Ein langgezogener Schrei, der in einem Schluchzen endete. "Oh.. Das ist meine Kleine. Ich werd mal gucken was da los ist. Ich wette sie ist mal wieder über ihre eigenen Füße gestolpert. Entschuldige mich." Sie stand auf und Nadja sah ihr nach: "Kommst du mal wieder her?", fragte sie etwas bang. "Klar - Aber jetzt muss ich los. Bis später oder so." Damit war sie verschwunden. "Tschüss...“, rief Nadja ihr noch nach und saß immer noch vollkommen überrumpelt auf dem Rasen. Einige Minuten blieb sie dort noch sitzen. Dann stand sie auf und stapfte aufs Gebäude zu. Das was sie gehört hatte, wollte sie von Steffen bestätigt wissen.

1 Kommentar:

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