Donnerstag, 28. Januar 2010

Eine Pferdebox

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Nadja starrte den Mann an. Vollkommen automatisch gab sie ihm die Hand und konnte sich einfach nicht von seinem Anblick lösen. Er war die personifizierte Gemütlichkeit. Seine Augen strahlten Sanftheit und Ruhe aus.

Als er Nadjas Hand losgelassen hatte, wandte er sich Tom zu und begrüßte ihn überschwänglich. Sie lagen sich kurz in den Armen: "Warst ja lang nicht mehr hier." "Im Gegensatz zu dir hab ich 'nen echten Job." Sie grinsten sich an und schäkerten noch kurz miteinander. Dann nickte Tom traurig und sah Nadja an. "Es tut mir leid. Aber ich muss nun zurück zum Flugzeug.", gestand er und sie schaute ihn entsetzt an.

Gerade hatte sie sich auf einen Mann eingelassen und ein kleines bisschen Vertrauen gefasst und jetzt wollte er sie verlassen, sie einfach zum nächsten weiterschieben? Sie wollte etwas sagen aber sie klappte den Mund wieder zu. Ihr fiel nichts ein. Tom nahm sie sanft in den Arm: "Glaub mir bitte, dass ich das nicht gern tue. Aber der Zeitplan ist wirklich eng. Ich würde gern noch bleiben. Aber Steffen wird sich gut um dich kümmern. Er ist sehr nett. Und auch ihm kannst du vertrauen." Nadja schmiegte ihr Gesicht an Toms Schulter und schluchzte einmal kurz. Dann fing sie sich wieder. Aber sie hatte auf dem Hemd zwei kleine, nasse Kreise aus Tränen hinterlassen.

Tom streichelte ihren Kopf. "Wir werden uns wiedersehen. Ich komme öfter auf der Insel vorbei und ich werde dich besuchen!", versprach er schließlich. Und nachdem er sich auch von Steffen verabschiedet hatte ging er den Weg zurück und drehte sich noch mehrmals um und winkte ihr zu. Bis er um die erste Biegung war und sie ihn nicht mehr sah.

Nadja kam sich so albern vor. Wie sie da stand, in ihren schmuddeligen Klamotten, mit Plastiktüten als Koffern und sie weinte einem fremden Mann hinterher. Aber er war der erste seit langem gewesen, der wirklich nett zu ihr war. Schüchtern drehte sie sich zu Steffen der sich leise räusperte. "Tut mir leid, dass er schon gehen musste. Woll'n wir uns vielleicht ein bisschen ablenken? Ich könnte dir deine Box zeigen." Nadja nickte. Sie hatte ihm gar nicht richtig zugehört.

Aber nun öffnete er das Schiebetor zum Gebäude und Nadja sah in den langen Gang. Das Gebäude war ein Pferdestall. Links gab es einige normale Türen und die ganze rechte Seite des Ganges war voll mit Boxtüren. Bis auf etwa Brusthöhe waren sie aus Holz. Darüber bis zur Decke befanden sich Gitterstäbe. Aber es roch überhaupt nicht nach Stall und auch war alles blitzsauber. Ein Pferd war auch nirgends zu hören und Nadja schloss die Augen. Sie fürchtete nun in einen Stall gesteckt zu werden und gehalten zu werden wie Vieh. Und zu allem Überfluss ging Steffen auch noch geradewegs auf die erste Box zu. "Neugierig?" Er grinste verschmitzt und öffnete den Riegel und schob die Tür auf.

Nadja war ihm wie automatisch gefolgt und starrte nun in die Box oder vielmehr in den Raum, der einst eine Box gewesen war. Der Stall war kein solcher mehr. Die Box, wo sie sich vor ihrem geistigen Auge schon im Stroh hatte liegen sehen war ein hübsch eingerichtetes kleines Zimmer. Etwa drei Meter maß die Box an jeder Seite und darin war alles, was man brauchte. Ein einladendes Bett, ein Tisch und ein Stuhl und ein Bücherregal, in dem sogar einige Bücher standen. Der Boden war mit einem weichen Teppich ausgelegt. Im hinteren Teil der Box war ein Vorhang an einer halbrunden Stange angebracht. Er war aufgezogen und man konnte sehen, was dahinter lag. Eine Toilette und ein kleines Waschbecken mit einer Ablage. Alles in allem war dies ein sehr brauchbares kleines Zimmer. Und es sah sehr gemütlich aus. Ehrfürchtig stand Nadja am Eingang und traute sich nicht recht hinein. Nicht zuletzt, weil sie fürchtete Steffen könnte die Türe hinter ihr zuschieben und sie einsperren.

"Das ist sehr hübsch." sagte sie dann zu ihm und sah ihn abwartend an. Noch war sie nicht bereit zu glauben, dass dies für sie reserviert sein sollte. "Zieh bitte die Schuhe aus, wenn du hineingehst.", bat er sie. Sie nickte und streifte die dreckigen Turnschuhe ab. Auf Socken betrat sie ihr neues kleines Reich und strich sanft mit der Hand über das Bett und auch die anderen Möbel. Alles fühlte sich sauber an und das Bett ganz weich. Vor dem Bücherregal blieb sie stehen und legte den Kopf schief um die Titel der Bücher zu lesen. Es war eine Auswahl Romane. Einige auf Deutsch aber die meisten auf Ukrainisch.

1 Kommentar:

  1. Ich bin ein Sammlerstück! *anpreis* Ich will da auch hiiiiiiiiiiiiin!

    ;-)

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