Mittwoch, 13. Januar 2010

Der Pass

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte. Für eine Inhaltsübersicht zu bisherigen Inhalten schaut doch bitte hier: Übersicht Nadja

Tom musterte sie nochmal. Und kurz bekam sie Angst, jetzt im Tageslicht könnte er es sich anders überlegen. Aber er legte ihr nur wieder die Hand auf die Schulter. "Ich habe deinem Boss das Geld gegeben damit er dich mir gibt. Du wirst nun mit mir kommen." Als ein Auto vorbeirauschte ging Nadjas Blick unwillkürlich zum geöffneten Hoftor hinter dem die Straße lag. Tom bemerkte das. "Du wirst mir doch nicht weglaufen?" Nadja schüttelte sofort heftig den Kopf. "Ich habe viel Geld für dich bezahlt. Aber nicht so viel, dass ich den Verlust nicht verschmerzen könnte!", und Toms Stimme hatte eine eigenartige Kälte im Unterton. Er hatte sein Jackett geöffnet und unter seinem Arm schaute unverkennbar der Griff einer Pistole heraus. Nadja starrte das Ding an.

"Gut. Dann brauchen wir auch diese albernen Handschellen nicht mehr." Er zückte einen kleinen Schlüssel und öffnete die Fesseln und warf die Handschellen dann mit spitzen Fingern in einen Mülleimer. Nadja rieb sich die Handgelenke. Tom sah sie an und bemerkte ihr Zittern. "Du musst nicht frieren!", bestimmte er dann und nahm seinen Mantel ab und half Nadja hinein.

Der Mantel war natürlich viel zu groß und hing bei Nadja bis auf den Boden. Aber sofort trat der wärmende Effekt ein und ihr Zittern legte sich. Dankbar lächelte sie Tom an. "Lass uns eine rauchen, bis der Depp wiederkommt!" Mit den Worten hielt er ihr eine Zigarettenschachtel hin und schüchtern nahm Nadja eine heraus und ließ sie sich anzünden.

Unsicher betrachtete sie Tom. Sie versuchte auszumachen, was er wohl wollen könnte. Aber ihr Instinkt sagte ihr, dass sie ihm nicht so egal war, wie Boris, Dimitri und den anderen. Schweigend rauchten sie ihre Zigaretten zu Ende. Tom sah sie einfach nur freundlich an. Das Schweigen war keineswegs unbehaglich.

Noch während sie überlegte, ob es schlau wäre Tom jetzt mit all den Fragen zu überschütten, die ihr durch den Kopf gingen kam Boris mit einer Plastiktüte in der Hand zurück. Am langen Arm stellte er sie mit verbitterter Miene vor Nadjas Füße. Wieder wollte er gehen. Und wieder stoppte Tom ihn: "Du gehst wenn ich dir das sage! Sei doch nicht so begriffsstutzig!" Boris hielt neben der Tür zum Keller an und zündete sich als Alibi eine Zigarette an. Krampfhaft vermied er es in ihre Richtung zu sehen.

"Nadja - Bitte schau nach ob auch wirklich alles drin ist." Mit zittrigen Fingern öffnete sie die Tüte und sah hinein, durchstöberte den Inhalt. Es war tatsächlich alles da. Die Ringe, Ketten, der Teddy, Das kleine Fotoalbum mit den Familienbildern und die vier einzelnen Fotos und tatsächlich auch ihr Pass. Krächzend schaute sie zu Tom hoch und nickte: "Is alles drin.". Tom lächelte gütig und nickte. "Zeig mir bitte den Pass!" forderte er dann. Nadja überkam es heiß und kalt. Aber Toms Freundlichkeit nötigte ihr Gehorsam ab und sie nahm ihn heraus. Tom griff danach und blätterte durch und kontrollierte ihn gewissenhaft.

Dann riss er ihn in zwei Teile.

1 Kommentar:

  1. Hmmm, ich mag deine Schlussätze, die sind so wunderbar prägnant und verheißungsvoll.

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